Der Missionar aus Afrika

Wer den Kaplan von Ober Grafendorf besucht, dem fällt in der Pfarrkanzlei eine Karikatur auf: Von links nach rechts gehend ein afrikanischer Priester in weißer Soutane, auf seinem Koffer steht „Mission Europa“. In die Gegenrichtung marschiert ein europäischer Priester, der Europäer sieht dem Afrikaner verdutzt nach. „Der Europäer denkt sich: Was hat der Afrikaner da in seinem Koffer, was kann der aus Afrika für seine Mission schon groß mitbringen“, kommentiert Pfarrer Emeka Emeakaroha das Bild – es ist klar, dass er sich in der Karikatur selbst wiedererkennt. Denn dass er als Missionar hier ist, daran lässt Dr. Emeakaroah, geboren in Nigeria und zum Volk der Ibo gehörig, nicht den geringsten Zweifel.

 

Emeka wuchs in Umunohu in Ostnigeria auf – ein sehr einfaches Dorf: keine Kanalisation, kein Strom, keine Wasserleitung, Lehmstrassen, kleine Hütten. Weil seine Heimatdiözese eine Partnerschaft mit der Diözese St. Pölten im kühlen Österreich einging, landet der Student 1995 schließlich am Priesterseminar in Niederösterreich. Vier Jahre später wird er zum Priester geweiht und zum Kaplan in Ober Grafendorf ernannt. 2004 wird er Pfarrer in Weinburg, zusätzlich unterrichtet er Religion am Gymnasium in Lilienfeld.

20100108012433083 Nig Februar 2005 213

 

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Pfarrer Emeka und die österreichischen Helfer in Ostnigeria

Was also bringt der afrikanische Geistliche in seinem Koffer mit nach Europa? „In meiner Heimat dauert eine Messe mindestens drei Stunden“, erzählt er, „niemand würde es verstehen, wenn schon nach 90 Minuten Schluss wäre.“ Sehr schnell musste er einsehen, dass man hier nicht länger als höchstens 50 Minuten in der Kirche sitzen will. „Aber ich versuche, diesen Spirit des Gemeinsamen in meine Pfarrgemeinde zu tragen.“ „Lobet den Herren!“ ruft er laut in seine Kirche. Und seine Gemeinde donnert ihm ein kräftiges „Halleluja!“ als Antwort entgegen. Pfarrer Emeka zieht Vergleiche: „In Afrika ist das Kreuz angesichts des vielen Leids sehr nachvollziehbar. Daher wird auch die Auferstehung sehr konkret empfunden: Sie lässt eine afrikanische Familie abends einschlafen, obwohl Vater und Mutter nicht wissen, womit sie morgen den Hunger ihrer Kinder stillen sollen.“

 

Im August 2009 reiste Emeka zum bereits dritten Mal mit 17 Österreichern in seine Heimat, im Gepäck tausende Brillen und Medikamente – gesammelt in Niederösterreich, für die Menschen von Umunohu. Die freiwilligen Helfer: Ärzte, Krankenschwestern, Optiker, Medizinstudenten. In drei Wochen wurden rund 3000 Patienten behandelt, Wunden versorgt, Medikamente und Brillen verteilt. Die Österreicher wohnten während ihres dreiwöchigen Aufenthalts am Hof von Emekas Familie, hier befand sich auch das improvisierte „Spital“.

 

Wir begleiteten den Pfarrer in seinen niederösterreichischen Gemeinden und in seiner Heimat Nigeria.

 

„kreuz & quer“, 15.9.2009 (35 min)